Handballkreis Heidelberg: Wieslochs Inklusionshandballer begeisterten

Wieslochs Inklusionshandballer begeisterten

Inklusion

(brg). Alles war am Sonntag in der Stadionhalle wie bei einem normalen Handballspiel in Wiesloch: Das Aufwärmen, ein Schiedsrichter, die Platzwahl, applaudierende Zuschauer, Trommler, die Halbzeit, der Kampf um jeden Ball, das Bejubeln der Tore, das Abklatschen nach Spielschluss und am Ende der Wieslocher Siegestanz. Und doch war es besonders, denn es war die Premiere der Wieslocher Inklusionshandballer.

Unterstützt durch nichtbehinderte Handballer aus allen aktiven Wieslocher Mannschaften zeigten die Sportler mit Handicap in einem internen Testspiel, was sie in den Trainingseinheiten seit November gelernt hatten. Die Gruppe besteht aus zwölf Sportlern, die zwischen 18 und 60 Jahren alt sind. Zusätzlich nehmen am Training minderjährige behinderte Kinder teil. Für ein Spiel würde deren körperliche Verfassung noch nicht ausreichen, teilte Trainerin Jutta Schneeberger mit. Neben Jutta Schneeberger und Thorsten Wallenwein helfen abwechselnd aktive und ehemalige Wieslocher Handballer, darunter Spielerinnen und Spieler aus den Badenligamannschaften. „So können sie sich immer wieder von jemand anderem etwas abschauen und auch aufschauen“, erklärte Jutta Schneeberger.

Das Projekt startete Ende vergangenen Jahres mit dem Ziel, eine Inklusionsmannschaft zu gründen und diese in Turnieren und Freundschaftsspielen gegen andere Inklusionsmannschaften antreten zu lassen. Die Initialzündung gab im vergangenen Jahr ein Gespräch mit Nils Fischer, dem Geschäftsführer des Badischen-Handball-Verbandes. „Wir richten im nächsten Jahr den Metropolregion-Cup aus“, informierte Wieslochs Abteilungsleiter Harald Sauter, „und wurden in diesem Zusammenhang um die Organisation von Einlagespielen von Inklusionsmannschaften gebeten.“ Angedacht war ursprünglich ein Testspiel zwischen den Turnados Durlach aus dem Handballkreis Karlsruhe und den Habichten Bruchsal aus dem Handballkreis Bruchsal, eine Mannschaft aus dem Handballkreis Heidelberg gab es damals noch nicht. Harald Sauter weiter: „Die Idee von Handball für behinderte Menschen gefiel uns, wir wollten dann selbst etwas auf die Beine stellen und wurden aktiv.“

In Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Wiesloch begannen Harald Sauter und dessen Ehefrau Julia mit der Sondierung. Als Trainerin gewannen die Sauters Jutta Schneeberger, die einst selbst aktive Handballerin war, in der Kurpfalz-Werkstatt Wiesloch arbeitete und einen Neffen mit Down-Syndrom hat. Schneeberger wiederum holte Thorsten Wallenwein mit ins Boot. „Das ist grandios hier mitzumachen“, so Thorsten Wallenwein, „die Mädels und Jungs zeigen in den einstündigen Trainingseinheiten viel Freude und Engagement.“ Was ihm besonders gefalle ist, dass es „kein Murren“ gebe: „Da wird einfach nur gefangen, geworfen und geprellt, es ist Spaß pur. Das gibt mir sehr viel, ich kann es mir gar nicht anders mehr vorstellen. Und das, obwohl ich für die Trainingseinheiten meine samstäglichen Radtouren aufgeben musste.“

Die von Wallenwein geschilderte Freude zeigte sich dann auch im Spiel. So wie bei Markus, der nach seinen Toren die Arme in die Höhe streckte, nach oben Richtung Hallendecke blickte und über das ganze Gesicht strahlte. Oder auch bei Nina, die das Spiel in der zweiten Halbzeit als Schiedsrichterin leitete, immer wieder stolz der Mama auf der Tribüne winkte und Harald Sauter mit einem breiten Grinsen die gelbe Karte zeigte. Wieslochs Abteilungsleiter stoppte ein Anspiel regelwidrig mit dem Fuß, weshalb Nina die einzig richtige Konsequenz zog und Sauter verwarnte. Es war die einzige Verwarnung im Spiel, das nach 30 Minuten 10:10-Remis endete.

„Es läuft einfach super“, freute sich Jutta Schneeberger, „sie sind alle extrem motiviert und haben in der kurzen Zeit unglaublich viel gelernt, ich bin restlos begeistert.“ Für Julia Sauter war außerdem „die riesengroße Herzlichkeit“ beeindruckend. Nicole Gutperle, stellvertretende Vorsitzende im Handballkreis Heidelberg, „konnte nur zustimmen“. Sie sagte: „Ich finde es wahnsinnig toll, dass sich Wiesloch dem Thema Inklusion angenommen hat und dass die Trainer ein solch großes Engagement an den Tag legen. Wir vom Handballkreis stehen mit Wiesloch in ständigem Kontakt und sichern unsere Unterstützung zu.“

Wie das Testspiel zeigte, läuft das Projekt bestens: Die Trainer sind gefunden und die Sportler nehmen mit Begeisterung teil. Was den Inklusionshandballern aber noch fehlt, ist ein Name. „Den suchen wir in der Tat noch“, berichtete Julia Sauter, „über Vorschläge sind wir dankbar.“ Vielleicht wissen Wieslochs Inklusionshandballer am 3. Mai mehr. Dann treten sie in einem Freundschaftsspiel gegen die Turnados Bruchsal an.

Quelle: Handballkreis Heidelberg
Fotos: brg

 

 

 

 

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